NACHTNAUTIK
prolog
wer diese gedichte verstehen will
muss 2x im leben ausgerufen haben:
ich bin nichts!
1x aus verzweiflung
1x aus einsicht
NACHTNAUTIK
nachtnautik
nach neuland
traum-
benetzt
nicht nutz-
los
noch not-
wendig
niemands-
hörig
hin-
gehend
wohin die köpfe
der sonnenblumen
sich wenden
der klang
meiner schritte
durch die schneenacht
stille weiß
ich bin
weder derselbe
geblieben
noch ein anderer
geworden
nachtgeblendet
finsternis-
gewandte schatten
steigen aus dem spiegel
am ende des flurs
schleichen ins mondfeld
dort blüht eine rose
rot und ohne duft dürre
erinnerungsdornen tragend
nachts
fällt brennender schnee
ins zimmer
mein asche-
gesicht
mein atem
geht die blauen wände des morgens
entlang
zu den bergen
im immer
-grün
im traum
fiel mein schlüssel-
bund in den schnee
rote schatten
sprießen nun dort
ich gehe hin-
fort
trunkener traum
gläser nachgefüllt mit nacht
über den durst
hin-
weg
ich gehe durch morgendunst
auf perlen aus tau
die meine mutter weinte
als ich aus der wir-kl-
ich-keit
der wände
zog
sonne
das wende-licht
feuert sich
nüchtern an
atem-
züge tönen
durch die alp-nacht
gesichts-
züge fahren
durch den tunnel geschichte
in die ewigkeit ein
niemand steigt aus
zu
sternestrom
in die ewigkeit
durch diese nacht
hitzigen vergehens
leuchtkäfer durchstreifen
die netzhaut
vorbei
an wildem thymian
weiter und weiter
in den wald
des wollens und
der lust
tiefe nacht
der schlafschleier
senkt sich
mit grillenzirpen
ein traum
steigt umzirpt
zum gemüts-
gipfel
ab
am grat-weg
der wirklichkeit
frühmorgens
weckt mich
das lied
eines vogels
ruft mich ins land
ohne namen
kalte klare nacht
märzbecher
voller sternen-
licht augen-
blicke
blinkende reise-
signale
flüchtig frei
der große wagen
steht schon bereit
vom herbstwind
raugeriebene rinden
von regenresten
schimmernde holzhaut
geschichtsschichten
im stammesgesicht
des winternachtmenschen
der sich gegen nichts
mehr stämmt
eines traums
kam ich über das weite sonnenblumenfeld
in dein haus
wo wir die wunden schlossen
und die wunder öffneten
fliederduft
nachts
die spürspuren
zu dir
noch am leben
noch zeit zu be-
zeugen
blaue blätter
am baum
© 2010 Dietmar Tauchner