HAGEL
Mainachmittag. Sonnenschein. Der Garten blüht: die Apfelbäume entfalten ihre ganze Pracht; Wildblumen übersäen den Rasen; Blütenduft erfüllt die Luft. Einige Dutzend Tulpen, von ihr liebevoll gepflanzt und herangezogen, bilden den farbigen Mittelpunkt.
Gewitterwolken, scheinbar nicht weniger als Tulpen, sammeln sich und verdunkeln zusehends den Tag. Es beginnt zu regnen, stärker und stärker. Irgendwann verwandeln sich die Regentropfen in Hagelkörner.
In hohem Bogen springen die weißen Eisgeschosse von den getroffenen Gegenständen, die hart genug sind, ab und bleiben steingleich irgendwo liegen. Allmählich bildet sich eine weiße Decke aus Hagelkörnern im Garten, vermengt mit Blütenblätter und Geäst.
Sie kommt heim. Die Sonne scheint wieder, überall noch Schauerreste und Hagelspuren. Sie weint. “Warum hast du mir nichts gesagt, du hättest mich darauf vorbereiten müssen!”
Fast alle Tulpen geköpft oder zumindest stark zerfleddert; ihre Lieblingsblumen mit einem Mal zerstört. Die Arbeit vieler Nachmittage vergebens. Sie weint, wütend. Langsam bringt die Maisonne die Hagelreste zum Schmelzen; die Spuren der Verwüstung bleiben.
Abends, die letzten Sonnenstrahlen füllen das Wohnzimmer, ohne zu wärmen.
Hagel …
sie denkt daran,
sich von mir zu trennen
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